Herzlichen Glückwunsch zum zweifachen Gold bei den Paralympischen Spielen in Paris 2024! Wie hast du deine Erfolge gefeiert, und gab es dabei einen besonderen Moment, der dir in Erinnerung geblieben ist?
Natascha Hiltrop: Vielen Dank für die Glückwünsche. Ich bin nicht so der Typ fürs Feiern, aber wir haben am Abend vor unserer Heimreise mit ein wenig Sekt angestoßen und den Abend ruhig ausklingen lassen.
Du warst von 2018 bis 2020 als Sport-Inklusionsmanagerin im gleichnamigen Projekt des DOSB beim Deutschen Schützenbund tätig. Welche Projekte konntest du während dieser Zeit erfolgreich umsetzen?
Natascha Hiltrop: Wir haben für die Para-Bogenschütz*innen in Wiesbaden ein Europacup-Finale organisiert und unsere Vereine darauf aufmerksam gemacht, dass sie mithilfe einer neuen Förderung durch die Aktion Mensch ihre Vereinsheime barrierefreier machen können. Bei Fragen haben wir auch bei der Antragstellung geholfen. Mittlerweile haben einige Vereine Rampen oder automatische Türen, um den Zugang zu erleichtern oder überhaupt zu ermöglichen. Beratungen zu Inklusionsthemen, wie beispielsweise zur Klassifizierung, gehörten ebenfalls zu den Aufgaben.
Gibt es spezifische Anforderungen oder besondere Herausforderungen im Sportschießen im Hinblick auf Inklusion?
Natascha Hiltrop: Der Schießsport an sich ist sehr inklusiv. Eigentlich kann ihn jede*r ausüben, ob gehörlos, blind oder mit Einschränkungen in den Extremitäten. Menschen mit Behinderungen schießen auch in der Bundesliga gegen und mit Schützinnen ohne Behinderungen. Im Bereich des Leistungssports muss man, wenn gemeinsam geschossen wird, jedoch auch auf die Fairness achten. Deshalb ist es bisher so, dass die Schütz*innen mit Behinderung, die ihr Sportgerät aus eigener Kraft halten können, mit den anderen schießen dürfen. Diejenigen, die das nicht können und ein Hilfsmittel zur Ablage während des Zielens benötigen, leider nicht. Wenn es um den Wettkampf geht, ist es schwierig, die richtige Balance zu finden - das gilt aber sicherlich nicht nur für den Schießsport. Eine Herausforderung besteht auch in der Zugänglichkeit der Vereinsheime. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, und es war sehr erfreulich zu sehen, wie viele Vereine damals Interesse gezeigt und Anträge eingereicht haben, um für mehr Barrierefreiheit zu sorgen.
Inwieweit können die Paralympics dazu beitragen, Fortschritte in der Inklusion schneller zu erzielen?
Natascha Hiltrop: Durch die Paralympics rückt das Thema - auch durch die Medienpräsenz - wieder mehr in den Vordergrund und sorgt vielleicht dafür, dass mehr „Nicht-Betroffene“ Interesse zeigen und Projekte und Maßnahmen schneller vorankommen. Inklusion ist schließlich nicht nur für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen, sondern für alle Menschen wichtig. Früher oder später sind wir alle betroffen und profitieren davon.
Was wünschst du dir für die Zukunft der Inklusion im Sport in unserem Land?
Natascha Hiltrop: Ich würde mir für die Zukunft mehr Barrierefreiheit wünschen. Leider ist es noch oft so, dass durch Treppen, zu hohe Absätze, zu schwere Türen oder fehlende behindertengerechte Toiletten einige Sportstätten nicht für jede*n zugänglich sind.
Quelle: DOSB