Anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderungen bekennt sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) erneut zur UN-Behindertenrechtskonvention als wichtigem Menschenrecht und stellt sein überarbeitetes Strategie- und Maßnahmenkonzept „Inklusion im und durch Sport“ vor.
Ziel der neuen Strategie, die vom DOSB-Präsidium am Donnerstag verabschiedet worden ist, und der darin enthaltenden Maßnahmen ist die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen (hier: Menschen mit und ohne Behinderungen) im Sport gemäß des Mottos „Nichts über uns ohne uns“. Der Sport will Motor der Inklusion in Deutschland sein und gemeinsames und gleichberechtigtes Sporttreiben aktiv leben.
DOSB-Präsident Thomas Weikert sieht in der Strategie einen wichtigen Schritt hin zu einer inklusiveren Gesellschaft: „Der Sport ist offen für Alle und kann dabei helfen, Barrieren abzubauen. Damit insbesondere Menschen mit Behinderungen sich bei uns willkommen fühlen und passende Angebote finden, müssen Vereine und Verbände bei diesem wichtigen Thema weiter unterstützt werden. Das wollen wir mit unserer neuen Strategie tun und Orientierung für unser Handeln und das unserer Mitgliedsorganisationen bieten. Damit senden wir außerdem ein deutliches Signal, dass der gemeinnützige Sport in Deutschland das Thema Inklusion vorantreibt und dass für einen nachhaltigen Erfolg dieser Aktivitäten eine verlässliche Förderung und Unterstützung durch Bund, Länder und Kommunen unverzichtbar sind.“
Die Vorteile des regelmäßigen Sporttreibens für Menschen mit Behinderungen sind vielfältig. Sport bringt Menschen in Bewegung, fördert das Miteinander sowie die Mobilität, verbessert körperliches und psychisches Wohlbefinden, stärkt das Selbstbewusstsein und macht vor allem Spaß. Bewegung, Spiel und Sport leisten anerkannte Beiträge zur Bildung und Gesundheitsförderung aller Menschen sowohl in der Prävention als auch im Prozess der Rehabilitation.
7 Handlungsfelder für mehr Inklusion im und durch Sport
Im Kern der Strategie steht die Überzeugung, dass es vor allem Menschen mit Behinderungen selbst sind, die als Expert*innen auf dem Gebiet der Inklusion agieren und deshalb stets eng mit einbezogen werden sollten. Vereine und Verbände werden dazu angehalten, die Expertise von Menschen mit Behinderungen noch stärker anzuerkennen, wertzuschätzen und in die Vereins- und Verbandsarbeit einzubeziehen.
Um konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und die Strategie mit Leben zu füllen, wurden sieben Handlungsfelder identifiziert, die zu einem inklusiveren Sport beitragen können. Dazu gehören:
- HF1: Verbandskultur/Strukturen
- HF2: Angebote
- HF3: Qualifizierung
- HF4: Barrierefreiheit/Zugänglichkeit
- HF5: Kooperationen/Wissenschaft
- HF6: Interessenvertretung
- HF7: Kommunikation/Service/Beratung
Maßnahmen des DOSB zur Umsetzung der Handlungsfelder beinhalten unter anderem interne Schulungen zu mehr Barrierefreiheit, die Veröffentlichung von Best-Practice Beispielen zur Durchführung von barrierefreien, inklusiven Sportveranstaltungen, die Durchführung des Buddy-Sportabzeichens im Rahmen der DOSB-Sportabzeichentour sowie eine enge Zusammenarbeit mit relevanten Bundesministerien und dem*der Behindertenbeauftragten.
SMART(E) Ziele für messbaren Fortschritt
Damit die Strategie nicht in der Schublade verschwindet, sondern reale Verbesserungen für Menschen mit Behinderungen erwirkt, sollen jährlich prioritäre Ziele aus dem Konzept ausgewählt werden. So wird gemeinsam mit den Fachbereichen und Mitgliedsorganisationen nach der SMART-Methode (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert) festgelegt, mit welchen konkreten Maßnahmen und überprüfbaren Kennzahlen die Inklusion im Sport weiter vorangebracht werden kann. Ein entsprechendes Monitoring wird alle zwei Jahre veröffentlicht.
Hintergrund
In Deutschland leben laut Teilhabebericht der Bundesregierung mehr als zehn Millionen Menschen mit anerkannter Behinderung.
Im Deutschen Behindertensportverband (DBS) sind rund 490.000 Mitglieder organisiert (Stichtag: 1. Januar 2022). Das sind gut 100.000 (18 %) weniger als noch vor der Coronapandemie.
Dabei treiben laut Bundesregierung 55 % der Menschen mit Beeinträchtigungen nie Sport, während dies bei Menschen ohne Beeinträchtigungen 33 % sind. Gründe hierfür sind vor allem fehlende barrierefreie Sportstätten und Angebote für Menschen mit Behinderungen.
Seit dem Jahr 2020 beschäftigte sich die DOSB-Arbeitsgruppe Inklusion mit einer Weiterentwicklung des bereits im Jahr 2015 verabschiedeten Strategiekonzepts „Inklusion im und durch Sport“, um daran mitzuwirken, den organisierten Sport attraktiver für Menschen mit Behinderungen zu machen. Seit 2018 wurde alle zwei Jahre ein Monitoring zum Stand der Umsetzung der Inklusion im Sport veröffentlicht, das deutliche Fortschritte verzeichnet.
Aktuelle Schwerpunkte im DOSB sind das Projekt „Event-Inklusionsmanager*innen im Sport“, mit dem 24 Stellen für Menschen mit Schwerbehinderung in Sportverbänden geschaffen wurden. Des Weiteren werden aktuell über eine Kooperation mit der Aktion Mensch elf Projekte der DOSB-Mitgliedsorganisationen mit einer Fördersumme von mehr als 2 Millionen Euro unterstützt und durch den DOSB begleitet.
Höhepunkt der Aktivitäten im Sport der Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung im nächsten Jahr sind die Special Olympics World Games, die im Juni 2023 in Berlin stattfinden.
Das DOSB-Strategiekonzept wurde am 1.11.2022 vom DOSB-Vorstand beschlossen und am 2.12.2022 im Präsidium bestätigt.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter inklusion.dosb.de.
(Quelle: DOSB)