Inklusion erweitert den Blick

Vera Thamm hat zwei Jahre lang als Sport-Inklusionsmanagerin beim DJK-Sportverband Barrieren abgebaut. Auch nach dem Ende des DOSB-Projekts ist sie dort weiter beschäftigt und übernimmt weitere Themen. Im Interview berichten sie und Generalsekretärin Stephanie Hofschläger, wie der katholische Sportverband das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung voranbringt.

Zwei Portraitfotos von Stephanie Hofschläger und Vera Thamm
Foto: DJK-Sportverband Generalsekretärin Stephanie Hofschläger und Projektleiterin und Sport-Inklusionsmanagerin Vera Thamm

Mit Unterstützung der Aktion Mensch haben Sie in den vergangenen Monaten ein inklusives Volunteer Team aufgebaut. Wer gehört dazu?

Vera Thamm: Das sind 60 Freiwillige, die wirklich ganz unterschiedlich sind. Die Jüngsten sind 16 Jahre alt, die Ältesten schon über 80. Sie kommen aus ganz Deutschland, von der Nordsee bis nach Bayern und Berlin. Zum Team gehören Menschen, die gehörlos sind, im Rollstuhl sitzen, Autismus haben oder keine Behinderung. Es gibt zudem Eltern und erwachsene Kinder, die gemeinsam in unserem Team mitmachen, auch unter den nichtbehinderten Volunteers.

Stephanie Hofschläger: Anfangs hatte ich Sorge, dass es schwer sein würde, Menschen mit Behinderung für das Team zu gewinnen, dass sich manche das vielleicht nicht zutrauen. Aber über persönliche Ansprache und Mund-zu-Mund-Propaganda haben wir eine sehr gute Mischung hinbekommen. Viele sind als Tandem gekommen. Den Freiwilligen mit Behinderung gibt es teilweise Sicherheit, wenn eine Vertrauensperson im Hintergrund dabei ist. Wenn sie bei den Treffen des Volunteer Teams dann merken, dass sie bei vielem auch alleine klarkommen, stärkt das ihr Selbstwertgefühl.

Was sind die Aufgaben des Volunteer Teams beim DJK-Sportverband?

Thamm: Die Ehrenamtlichen sollen vor allem Veranstaltungen mitorganisieren, dort helfen oder auch selbst Workshops anbieten. Wir hatten schon drei Team-Treffen, bei denen die Volunteers  fortgebildet wurden, unter anderem zu den Themen Prävention sexualisierter Gewalt und Anti-Doping. Auch eine Einführung in die Gebärdensprache und ein Rollstuhlparcours standen auf dem Programm. Das vierte und letzte Vorbereitungstreffen mussten wir leider wegen Corona verschieben. Deshalb wurden auch die FICEP/FISEC-Games in diesem Sommer abgesagt. Das sind internationale Wettkämpfe, die die internationale Dachorganisation der katholischen Sportverbände FICEP alljährlich mit der katholischen Schulsportorganisation FISEC in einem anderen Land ausrichtet. Diesmal wären sie in Duisburg gewesen. Auf dieses Ereignis mit rund 800 Sportlerinnen und Sportlern hat unser Volunteer Team hingearbeitet, das wäre wirklich etwas sehr besonders gewesen. Wegen der Pandemie müssen wir jetzt umplanen. Wir wollen stattdessen im nächsten Jahr viele kleine Veranstaltungen in ganz Deutschland organisieren.

Hofschläger: Auf lange Sicht würde ich unserem Volunteer Team auch einen Auslandseinsatz wünschen und gönnen. Menschen mit Behinderung haben oft nicht so viele Gelegenheiten zu reisen, und das wäre auch eine sehr gute Möglichkeit, die Inklusions-Idee in die Welt zu tragen. Manche Länder sind da schon weiter als Deutschland, andere haben aber noch viel Nachholbedarf. Unser derzeitiges Projekt läuft bis Ende 2021, aber es ist unser großes Ziel, das Team danach weiter bestehen zu lassen und zu begleiten. Dafür suchen wir jetzt schon Kooperationen, etwa mit Special Olympics.

Was wir mit dem DOSB-Projekt und Vera Thamm als Sport-Inklusionsmanagerin begonnen haben, wollen wir unbedingt fortführen. Bisher haben wir dabei immer eine enorme Unterstützung erfahren, alle waren sehr wohlwollend. Inklusion erweitert den Blick, und das tut allen gut.

Haben sie als katholischer Sportverband einen anderen Blick auf Leistung?

Hofschläger: Wir lehnen Leistung auf keinen Fall ab, auch unsere Sportlerinnen und Sportler sind ehrgeizig und wollen unbedingt weiterkommen. Alle geben ihr Bestes, aber es ist nicht jedes Mittel recht, um zu gewinnen. Wenn jemand die Erwartungen einmal nicht erfüllen und seine Leistung nicht abrufen kann, dann steht bei uns der Trost im Vordergrund und nicht die Kritik. Diese Grundhaltung erleichtert uns die Inklusion und ist auch in unserem Volunteer Team wichtig. Dort unterstützen sich alle gegenseitig und suchen gemeinsam alternative Wege, wenn etwas mal nicht gleich klappt.

Sie sind mit dem Ziel angetreten, das Wort Inklusion überflüssig zu machen, Frau Thamm. Ist das ein realistisches oder ein utopisches Ziel?

Thamm: Ich hoffe doch sehr, dass das realistisch wird. Wir brauchen sicher noch einige Zeit, aber wir sind schon auf einem sehr guten Weg. Mein Ziel bleibt, dass mein Job als Sport-Inklusionsmanagerin irgendwann überflüssig ist. Es gibt noch viele andere Themen in der Sportwelt, die mich reizen und bei denen die Inklusion nicht ausdrücklich im Fokus steht. So bin ich derzeit nicht nur für das inklusive Volunteer Team zuständig, sondern auch dafür, beim DJK den Bundesfreiwilligendienst (BFD) im Sport aufzubauen.

Quelle: DOSB 


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