Die "leichte Kunst" der Selbstverteidigung

Die "leichte Kunst" der Selbstverteidigung

Mit Jiu-Jitsu hat der TSV Hattstedt ein Sportangebot im Programm, das nicht nur allen Vereinsmitgliedern offen steht, sondern bewusst auch Menschen mit Behinderungen anspricht. Es hat sich zu einer Selbstverständlichkeit entwickelt, dass Menschen mit Behinderungen im Verein und beim Jiu-Jitsu integriert sind.

Seit 2010 wird gemeinschaftlich mit der Behinderteneinrichtung „Arche Unterstütztes Wohnen“  trainiert. Im Jahr 2010 feierte die Arche ihr 10-jähriges Bestehen, der TSV Hattstedt feierte gleichzeitig sein 75-jähriges Bestehen. Anlässlich dieser Jubiläen wurde ein erstes Floorballturnier zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen durchgeführt. Dies war der Auftakt für die inklusiven Angebote, die der TSV Hattstedt seitdem in den Vereinsalltag integriert hat.

Einmal wöchentlich findet das Training einer inklusiven Jiu-Jitsu-Gruppe statt.  Zwischen 12 und 20 Teilnehmer kommen jeden Mittwoch  zusammen. Das regelmäßige Training hat Erfolg, was die ersten absolvierten Gürtelprüfungen von Menschen mit Behinderungen zeigen. Neben dem gemeinsamen Training stehen auch gemeinsame Trainingslehrgänge und Feiern auf dem Jahresprogramm des TSV Hattstedt.  Noch immer werden Floorballturniere ausgetragen, die sich großer Beliebtheit erfreuen.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Verein und der „Arche Unterstütztes Wohnen“ ist in vielen Belangen eng. Grundsätzlich werden auch alle anfallenden Kosten zwischen den beiden Projektpartnern geteilt. Auch im Bereich der Übungsleiter wird eng zusammen gearbeitet. Der Verein stellt ausgebildete Übungsleiter für die Trainingsgruppen zur Verfügung und auch die Arche unterstützt den Trainingsalltag mit ihren Pädagogischen Fachkräften .

Mit den positiven Erfahrungen aus dem Bereich Jiu-Jitsu entstand zudem die Idee, ein Angebot im Bereich Gewaltprävention und Selbstverteidigung zu entwickeln und durchzuführen. „Starke Frauen“ richtet sich an Frauen mit Behinderung. In der Zukunft sollen aber auch gezielt Männer mit Behinderung angesprochen werden.

„Jiu-Jitsu bedeutet übersetzt: Die leichte Kunst der Selbstverteidigung. Wir möchten es Menschen mit verschiedenen Voraussetzungen ermöglichen, diese Kunst zu erlernen. Jiu-Jitsu stärkt die Physis, erhöht aber auch enorm das Selbstbewusstsein der Teilnehmerinnen“, so Thorsten Schulze, . 1. Vorsitzender vom TSV Hattstedt

Frauen mit Behinderung sind besonders häufig von jeglicher Form von Gewalt betroffen. Das belegt eine im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durchgeführte Studie vom Herbst 2012. Die Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass ca. 80% der Frauen mit Behinderung bereits Erfahrung mit Gewalt haben. Hier setzt der TSV Hattstedt mit seinen Kooperationspartnern an.

Im Projekt geht es um die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen von der friedlichen Deeskalation bis zum „Ernstfall“, wenn Worte versagen. Es geht darum Wege aus der Opferrolle aufzuzeigen und einfache und effektive Techniken zu schulen, die im Ernstfall die Teilnehmerinnen befähigen, sich selbst zu verteidigen. Das Ergebnis: Neu gewonnenes Selbstvertrauen, Selbstsicherheit, Mut an Veranstaltungen teilzunehmen oder auch Einkäufe selbstständig zu erledigen.

Das Projekt wurde inzwischen mit dem Goldenen Stern des Sports des Deutschen Olympischen Sportbundes und dem Elfriede – Kaun Preis für Gleichstellung des Landessportverbandes Schleswig - Holstein.ausgezeichnet.