Das DOSB-Fachforum Inklusion blickt weit in die Zukunft

Inklusion ist für den Sport kein Fremdwort.Dies macht das DOSB-Fachforums in der vergangenen Woche (19./20. Mai) in Düsseldorf deutlich.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann und Prof. Gudrun Doll-Tepper, Vizepräsidentin des DOSB für Bildung und Olympische Erziehung beim DOSB-Fachforum.
DOSB-Präsident Alfons Hörmann und Prof. Gudrun Doll-Tepper, Vizepräsidentin des DOSB für Bildung und Olympische Erziehung beim DOSB-Fachforum.

„Wir im Sport zeigen schon seit vielen Jahren, wie es geht“, sagte Prof. Gudrun Doll-Tepper, Vizepräsidentin des DOSB für Bildung und Olympische Erziehung zur Einführung des DOSB-Fachforums. Das lässt sich in vielen Zahlen und guten Beispielen belegen. Und doch weiß auch der Sport: Der Weg ist noch weit, bis die Gesellschaft die Vorgabe der UN-Behindertenrechtskonvention von 2006 auch lebt.

Inklusion ist, wenn alle mitmachen können, keiner ausgeschlossen wird, wenn Unterschiedlichkeit kein Problem und Anderssein normal ist. Dieses Motto stand auch über der Veranstaltung, die für die rund 50 Teilnehmenden Auftakt zu einer Woche der Nationalen Spiele der Menschen mit geistiger Behinderung in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt war, den Special Olympics National Games 2014. Mit dem Fachforum wollte der DOSB über den Stand seiner Arbeit informieren, gute und attraktive Projekte der Mitgliedsorganisationen darstellen und das weitere Vorgehen absprechen.

Vereine und Verbände leben Inklusion

Für die DOSB-Mitgliedsorganisationen ist Inklusion längst ein Thema. Sie wird in vielen Vereins- und Verbandsprojekten bereits gelebt. Es gibt bereits vielfältige Maßnahmen, Konzepte und Aktionen. Das hat eine DOSB-Umfrage im vorigen Jahr deutlich gezeigt.

Von 98 Mitgliedsorganisationen haben bereits 46 Verbände Maßnahmen zur Inklusion durchgeführt, 5 Verbände wollen sich demnächst dem Themenbereich widmen. Auch 13 der 16 Landessportbünde widmen sich bereits dem Thema, in drei LSBs gibt es verabschiedete Positionspapiere, und zwei LSBs, Thüringen und Niedersachsen, haben feste Stellen dafür eingerichtet.

28 Mitgliedsorganisationen sind bereits Kooperationen mit den Behindertensportverbänden eingegangen, und 21 kooperieren mit Ministerien und Behindertenorganisationen in diesem Themenfeld.

Das Thema Inklusion hat also hohe Aufmerksamkeit und wird weiter an Bedeutung gewinnen, darin waren sich alle Teilnehmer einig. Das erhöht die Chancen, durch den politischen Druck der UN-Behindertenrechtskonvention die finanziellen Zuschüsse auszuweiten. Dabei kann der Sport sich mit seinen Kernkompetenzen profilieren, neue Partnerschaften mit Institutionen könnten entstehen – und ganz nebenbei könnte der Sport auch Mitglieder gewinnen.

Die Voraussetzungen reichen noch nicht aus

Und doch sind die Voraussetzungen zur Umsetzung der Inklusion, insbesondere die finanziellen Ressourcen noch nicht ausreichend. Es gibt zu wenig qualifiziertes Personal. Behinderungen sind sehr differenziert zu betrachten, und es zeigt sich, dass mangelnde Kenntnis auch Ängste hervorruft. Zudem ist der Aktionismus auf politischer Ebene zwar hoch, doch es stellt sich die Frage, wie nachhaltig das ist.

Dabei hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Sport gut geeignet ist, Inklusion umzuset-zen. Zudem ist das Interesse in den Mitgliedsorganisationen groß, und sie haben sich bereits auf ein grundsätzliches Positionspapier geeinigt und in der Mitgliederversammlung 2013 einstimmig beschlossen.

Die Voraussetzungen sind also gut. Dennoch zeigt sich, dass die vielfältigen Leistungen des organisierten Sports in der Öffentlichkeit noch zu wenig wahrgenommen wird. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Inklusion, die doch eigentlich eine Querschnittsaufgabe ist, als einzelnes Thema behandelt wird und dadurch untergeht.

Das konkrete Bild der Inklusion im Sport 2020

Was also ist zu tun? Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachforums begaben sich dafür auf eine kleine Zukunftsreise. „Wie sieht Ihr konkretes Bild der Inklusion im organisierten Sport im Jahr 2020 aus?“ lautete die Aufgabe, der sie sich in sechs Feldern widmeten.

1.    Wie sehen die Angebote der Zukunft aus?

Es wird mehr gemeinsame Veranstaltungen geben, lautete eine Prognose. Es wird Module für die Ausbildung geben, und das Vereinsleben wird inklusiv sein. Auf der politischen Ebene wird sich Barrierefreiheit durchgesetzt haben, und es wird verbesserte Angebote und Hilfen geben. Und: Die Blockierer, so die allgemeine Ansicht, werden in sechs Jahren überwunden sein.

2.    Wir sehen die Strukturen der Zukunft aus?

Ziel muss sein, so die Teilnehmer, nicht mehr darüber zu reden, sondern Inklusion zu leben. Doch daraus ergeben sich weitere Fragen: Brauchen wir künftig noch Behindertensportverbände, oder findet sich wie in Norwegen der gesamte Sport unter einem Dach wieder? Oder auch: Brauchen wir noch spezielle Betrachtungsweisen oder genügt eine allgemeine?

3.    Wie sehen Kooperation und Netzwerke der Zukunft aus?

Der DOSB, so die allgemeine Ansicht, wird Vermittler und Ansprechpartner sein. Es wird Zusammenarbeit mit Vereinen, Schulen, mit Ministerien, Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, mit Behinderteneinrichtungen und –organisationen, Kindergärten, mit Kirchen und karitativen Einrichtungen geben. Die Konkurrenzsituation wird bis zum Jahr 2020 aufgelöst. So werden Ressourcen gespart.

4.    Wie sieht sehen Öffentlichkeitsarbeit und Außendarstellung aus?

Menschen werden der Inklusion ein Gesicht geben. Um das Thema bekannt zu machen, wird es nötig sein, Geschichten zu erzählen. Nicht nur die der Stars, sondern auch von denjenigen, die nicht bislang nicht im Vordergrund standen. Die neuen Medien werden dabei eine große Rolle spielen. Leichte Sprache wird sich für Informationen durchgesetzt haben, so wie im Fußball die Regeln schon leicht verständlich aufgearbeitet vorliegen. Es gilt, Partner zu finden und Kontakte zu knüpfen. Und auch dies wird sich durchgesetzt haben: Menschen mit Behinderung werden selbstverständlich auch auf den Sportseiten zu finden sein.

5.    Wie sieht die Qualifizierung in Zukunft aus?

Inklusion, das ist eine der wichtigsten Forderungen des Fachforums, muss fester Bestandteil der Aus- und Fortbildung sein. Vereinfachen und das Bereitstellen von Hilfe, beispielsweise durch Gebärdendolmetscher, müssen selbstverständlich sein. Geld darf gerade hier kein Ausschlusskriterium sein.

6.    Wie steht es um die Finanzierung?

Ohne die Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel funktioniert Inklusion nicht. Deshalb gilt: Die Finanzierung muss auf Landes- und Bundesebene, aber auch in der europäischen Dimension langfristig gesichert sein. Das kann auch durch Sponsoren und Versicherungen geschehen, aber das Wichtigste, so die Teilnehmer, ist ein Fonds aus Bundesmitteln.

Bis dahin ist ein weiter Weg. Deshalb hat der DOSB wichtige Handlungsfelder benannt. Dazu zählen die Weiterentwicklung der Angebote und Strukturen von Sportvereinen und Sportverbänden, die verbandliche Bildungsarbeit, die Klärung verbandlicher Fragestellungen vor allem im Leistungssport, die Beteiligungsmöglichkeiten im freiwilligen und ehrenamtlichen Engagement, aber auch in der hauptberuflichen Arbeit, der Zugang und die Erreichbarkeit von Sportstätten und Sporträumen, der Abbau von Barrieren auch in der Kommunikation, die Förderung der Kooperationen, sei es unter Sportverbänden und Sportvereinen, aber auch mit Organisationen der Behindertenhilfe, Schulen und weiteren Partner. Und schließlich soll die wissenschaftliche Forschung intensiviert werden.

DOSB ist Anlaufstelle und Interessenvertreter

Der DOSB übernimmt dabei, die Handelnden im Themenfeld zusammenzuholen. Sie sollen offene Fragen klären, die Inhalte und die Strategie des organisierten Sports weiterentwickeln. Dafür hat der DOSB schon eine Online-Plattform geschaffen für Information und Austausch.

Der Dachverband ist sowohl Anlaufstelle und Interessenvertreter des gesamten organisierten Sports gegenüber Politik, Gesellschaft, Wirtschaft. Der DOSB beobachtet internationale Ent-wicklungen und Strukturen und sensibilisiert für das Thema, sowohl in den eigenen Reihen als auch bei den Mitgliedsorganisationen.

Der DOSB hat dafür eine Arbeitsgruppe Inklusion eingesetzt, in der unter der Leitung von Prof. Gudrun Doll-Tepper die Verbändegruppen im DOSB vertreten sind, außerdem die Behinderten-sportverbände (Deutscher Behindertensportverband, Deutscher Gehörlosen-Sportverband und Special Olympics Deutschland) sowie die Deutsche Sportjugend.

Konkrete Maßnahmen und Aktivitäten

Die Gruppe wird den DOSB beraten, die Themen weiterentwickeln und vor allem ein Strategiekonzept entwickeln. Dessen Ziel wird nicht nur sein, den Rahmen für das Thema Inklusion festzulegen, sondern auch konkrete Maßnahmen und Aktivitäten zu entwickeln.

Am zweiten Tag des Fachforums besuchten Präsident Alfons Hörmann und DOSB-Generaldirektor Michael Vesper die Veranstaltung. In einem Grußwort an die Teilnehmenden zeigte sich Präsident Hörmann beeindruckt von der Lebensfreude und der Offenheit der Menschen mit geistiger Behinderung, wie er es am Vorabend bei der Eröffnungsveranstaltung der Nationalen Spiele von Special Olympic erlebt hatte. Er beglückwünschte die Vertreter/innen der Mitgliedsorganisationen zu ihren vielfältigen Maßnahmen im Themenfeld Inklusion und den gegenseitigen Kooperationen, die zu einer Ausweitung des Angebots beitragen.

Zwölf attraktive Beispiele

Im Anschluss daran wurden zwölf besonders attraktive Beispiele gelungener Inklusionsmaßnahmen aus den Mitgliedsorganisationen vorgestellt, die im Internet unter www.dosb.de/inklusion abgerufen werden können. In Form eines Erfahrungsaustausches wurden Rückfragen zu den einzelnen Projekten gestellt und Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausgelotet.

Das Vorgehen des DOSB, seine Vorhaben im Themenfeld Inklusion transparent darzustellen und mit den Mitgliedsorganisationen zu diskutieren, stieß bei den Verbandsvertreter/innen auf breite Zustimmung. Der Einbeziehung der Aktivitäten an der Basis kommt dabei besondere Bedeutung zu. Inklusion wird als wichtiges Arbeitsfeld der Zukunft gesehen, daher soll das Fachforum Inklusion zukünftig nun jährlich stattfinden.

(Quelle: DOSB)


  • DOSB-Präsident Alfons Hörmann und Prof. Gudrun Doll-Tepper, Vizepräsidentin des DOSB für Bildung und Olympische Erziehung beim DOSB-Fachforum.
    DOSB-Präsident Alfons Hörmann und Prof. Gudrun Doll-Tepper, Vizepräsidentin des DOSB für Bildung und Olympische Erziehung beim DOSB-Fachforum.
  • Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachforums zum Thema Inklusion. Fotos: DOSB
    Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachforums zum Thema Inklusion. Fotos: DOSB

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