Der Spaß am Fußball hat gewonnen

Die Einführung der ersten inklusiven Fußball-Liga im Land jährt sich nun zum ersten Mal. Das Ziel des Projektes, dass vom Kreissportbund Emsland ins Leben gerufen wurde: Behinderte und nichtbehinderte Spieler treten in einem regulären Liga-Betrieb in gemischten Teams regelmäßig gegeneinander an. Mit dabei sind Mannschaften aus Papenburg, Haren, Haselünne und Meppen. NDR.de hat sich mit Hermann Plagge, einem der Initiatoren der Liga, unterhalten, um eine erste Zwischenbilanz zu ziehen.

Alle können mitmachen. Der Spaß am Fussball steht bei der InduS Emslandliga im Vordergrund. 
Foto: KSB Emsland
Alle können mitmachen. Der Spaß am Fussball steht bei der InduS Emslandliga im Vordergrund. Foto: KSB Emsland

Wie war der Start in die erste inklusive Fußball-Liga in Niedersachsen?

Hermann Plagge: Wenn ich die erste Saison zusammenfasse, von April bis September, da hatten wir insgesamt fünf Blockspieltage. Es war ein absolut tolles Erlebnis mit vielen positiven Rückmeldungen und einem großen Abschlussspieltag. Wir haben zwei Spielklassen, eine jüngere für die körperlich etwas Schwächeren und eine ältere. Es geht bei der Einteilung aber in erster Linie nach dem Entwicklungsalter und nicht nach dem wirklichen Alter der Spieler. Auch Einschränkungen und Behinderungen werden dabei berücksichtigt. Es gibt sonst keinerlei Einschränkungen, nur diese zwei Kriterien. Unsere Maxime ist es, den Leistungsgedanken so weit wie möglich zurückzunehmen.

Trotzdem die Frage: Wer hat den Titel geholt?

Plagge: Zunächst: Wir setzen auf eine möglichst ausgeglichene Spielstärke. Das ist eine große Herausforderung, auch für die Trainer und Betreuer, denn die müssen es leben. Unser Ziel sind möglichst knappe Ergebnisse - gerne mit vielen Toren, aber eben möglichst ausgeglichen. Es gab am Ende der Saison dann auch keine klassische "Siegerehrung", sondern eine "Ehrung aller Mannschaften und Trainer". Eine Meisterschale haben wir aber trotzdem, einen klassischen Wanderpokal. Der ging bei den Jüngeren an den SV Meppen und bei den Älteren an Lünnis Soccerteam vom JFV Haselünne.

Wie viele Sportler nehmen am Spielbetrieb teil?

Plagge: In der ersten Saison hatten wir neun Mannschaften von insgesamt sieben Vereinen. Gerade sind wir ja in die zweite Spielzeit gestartet und jetzt haben wir schon zwölf Mannschaften aus sieben Vereinen. Insgesamt 180 Spielerinnen und Spieler sind dabei. Die jüngsten sind sechs, sieben Jahre alt, die ältesten 17, 18. Das ist die Obergrenze. Jungen und Mädchen spielen bei uns zusammen. Es muss nicht die immer gleiche Anzahl von Spielern auf dem Platz stehen - es kann auch 6 gegen 8 oder 7 gegen 9 gespielt werden. Je nachdem, wie stark die Trainer ihr Team in Absprache mit dem jeweils anderen Trainer einschätzen. Es gibt keine verbindliche Mannschaftsstärke.

Wie sind die Modalitäten? Gibt es da Abweichungen vom traditionellen Liga-Betrieb?

Plagge: Die Idee ist im Jahr 2017 entstanden, damals mit dem Hintergrund, nicht nur Trainingsspiele zu absolvieren, sondern auch einen Liga-Betrieb zu entwickeln. Wir haben Richtlinien aufgestellt und den Niedersächsischen Fußballverband (NFV) hier im Kreis Emsland kontaktiert. Dann haben wir uns direkt an den NFV gewandt. Alle waren total begeistert. Anschließend haben wir uns zusammengesetzt und überlegt: Nach welchen Regeln können wir spielen? Eine Tabelle haben wir - aber wir zählen anders. Beispielsweise wird ein 4:2-Sieg auch mit 1:0 gewertet und ein Unentschieden, egal ob 0:0 oder 7:7, immer mit 1:1, um dem Torverhältnis keine zu große Bedeutung zu geben. Es gibt Blockspieltage, bei denen alle gegen alle spielen. Die jüngeren spielen acht Minuten, die älteren 12 Minuten gegeneinander, jeweils ohne Pause.

Sind auch Schiedsrichter mit von der Partie?

Plagge: Der gastgebende Verein stellt die Schiedsrichter. Wir möchten gerne junge Schiedsrichter dabei haben. Wir glauben, es ist auch für sie etwas Besonderes, diese Spiele zu leiten - gerade, um Fingerspitzengefühl zu entwickeln. Etwa wenn ein Einwurf nicht richtig ausgeführt wird, weil ein Spieler ihn aus körperlichen Gründen nicht richtig ausführen kann. Und für die Spieler ist es wichtig, dass ein Schiedsrichter dabei ist. Erst dann wird es für viele ein richtiges Fußballspiel. Außerdem kommt es auch immer wieder zu Situationen, bei der eine neutrale Entscheidung wichtig ist.

Haben sich schon Nachahmer aus anderen Landesteilen bei Ihnen gemeldet, die ein ähnliches Projekt planen?

Plagge: Wir würden natürlich jeden unterstützen, wenn jemand auch eine solche Liga aufbauen will. Das Wichtigste dabei sind genügend Mannschaften. Wenn nur zwei oder drei Teams zur Verfügung stehen, ist es schwierig. Wir profitieren hier natürlich ganz klar von InduS (Inklusion durch Sport im Emsland, Anm. d. Red.). Das ist ein umfassendes Projekt hier bei uns im Emsland: Etwa 70 Sportvereine mit inklusiven Sportangeboten sind dabei und es gibt ganz unterschiedliche Disziplinen, zum Beispiel Handball, Radfahren, Bogenschießen, Schach, Drachenboot-Rudern oder Boule - nicht nur Fußball, auch wenn das natürlich eine große und wichtige Sportart ist. Wir haben damals bundesweit nach Beispielen und Vorbildern für unsere Liga gesucht. Gefunden haben wir eines, am Niederrhein. Dort haben wir dann angefragt: "Wie habt Ihr das gemacht?" Die Organisatoren von dort waren sehr hilfsbereit und wir haben uns dann langsam an das Thema herangetastet.

Wo sehen Sie Nachbesserungsbedarf - wo hakt es noch derzeit?

Plagge: Natürlich lassen sich immer Dinge verbessern. Wenn wir die erste Saison Revue passieren lassen, gab es schon viel Nachbesserungsbedarf im Hinblick auf den Leistungsgedanken. Wir haben Gespräche mit allen Trainern geführt, um genau dieses Thema immer wieder ins Bewusstsein zurückzuholen. Es geht darum, Spaß am Fußball wecken und das Thema Leistung zurückzustellen. Das ist die große Herausforderung. Und das wurde noch nicht überall umgesetzt. Es gab, wie man in der Politik sagen würde, "offene und ehrliche Aussprachen". Wir haben uns auch mal gefetzt, aber wieder zueinanander gefunden. Das stärkt ja auch das Verhältnis untereinander. Jetzt haben wir gerade den ersten Spieltag der neuen Saison hinter uns und die Rückmeldungen waren durchweg positiv. "Das war klasse und hat richtig Spaß gemacht", hieß es. Der Spaß am Fußball hat gewonnnen.

(Quelle: NDR.de)

 


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    Kinder spielen Fußball. Ein Kind fährt dabei einen Rollator.

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