Gelungener Einstand für das Buddy-Sportabzeichen in Konstanz

42 Sportlerinnen und Sportler freuen sich über den gemeinsamen Erfolg.

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42 Buddy-Paare gingen in Konstanz zusammen an den Start (Foto: Fred Thomas)

Als „Buddy" wird im Englischen ein Kumpel bezeichnet. Genau auf diesem Prinzip baut das Buddy-Sportabzeichen auf: Zwei Menschen tun sich zusammen, um miteinander das Deutsche Sportabzeichen abzulegen. Einer von ihnen hat eine Behinderung, der andere nicht. Beim gemeinsamen Training lernen sie sich besser kennen. Barrieren werden abgebaut, es entstehen vielleicht neue Freundschaften.

Nirgends funktioniert Inklusion so gut wie im Sport, davon ist Uli Schiepe überzeugt. Er ist dabei, in Konstanz das Deutsche Sportabzeichen wieder zu aktivieren Der Erfolg gibt ihm recht. Gleich im ersten Anlauf haben sich dieses Jahr beim Buddy-Sportabzeichen 21 Paare gefunden, die an dreieinhalb Tagen gemeinsam für das Deutsche Sportabzeichen trainiert und Prüfungen dafür abgelegt haben.

Der Höhepunkt war dann das Sportfest am 16. Juli, wo alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab 14 Uhr bei der großen Siegerehrung ihre Buddy-Sportabzeichen-Urkunden mit Medaillen und das Deutsche Sportabzeichen überreicht bekamen. Viele Ehrengäste aus Sport und Politik feierten mit ihnen den sportlichen Erfolg und ein gelungenes Beispiel gelebter Inklusion.

Ein echter Sportabzeichen-Fan

Vor allem für die Organisatoren war der Weg dahin mit viel Zeit und Arbeit verbunden. „Ich habe das gerne gemacht", sagt Uli Schiepe, der das Projekt angestoßen hat. Der 76-Jährige ist vor fünf Jahren wegen seiner Kinder von Marburg nach Konstanz an den Bodensee gezogen und gleich in den Turnverein Konstanz 1862 e.V. eingetreten. Auf seine Frage, wie es hier mit dem Deutschen Sportabzeichen läuft, bekam er die Antwort, dass das Interesse, das Deutsche Sportabzeichen abzulegen, sehr zurückgegangen ist. Sofort ergriff der erklärte Sportabzeichen-Fan die Initiative und führte einen Sportabzeichen-Treff ein.

Inzwischen steht beim TV Konstanz montags ein fester Termin für Training und Abnahme des Deutschen Sportabzeichens auf dem Programm. In Zukunft soll das Angebot auf Menschen mit Behinderung ausgedehnt werden. Das wünscht sich jedenfalls Uli Schiepe, der seit rund zehn Jahren auch die Prüfberechtigung für das Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung besitzt.

„Ich habe mich schon früher für Inklusion engagiert und in Marburg zum Beispiel Sportfeste für Menschen mit Handicap mitorganisiert. Als ich im vergangenen Jahr einen Flyer vom Deutschen Behindertensportverband (DBS) und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bekommen habe, in dem das Buddy-Sportabzeichen vorgestellt wurde, war ich von dieser Idee sofort begeistert."

Gemeinsam mit Stephan Grumbt, dem Behindertenbeauftragten der Stadt Konstanz, und viel Unterstützung durch den Turnverein Konstanz 1862 e.V. machte er sich an die Umsetzung: Sie suchten Sponsoren, Helfer und vor allem Teilnehmer. „Ich bin wirklich viel in Schulen und Vereinen unterwegs gewesen, um Buddys für das Inklusionsprojekt zu finden", erinnert sich Uli Schiepe. Besonders begeistert war er von einer Schule mit einer Inklusionsklasse, wo sich gleich mehrere Buddy-Paare

gebildet haben, die beim Buddy-Sportabzeichen mitmachten. „Da war es überhaupt kein Problem, dass die Schulleitung die Schülerinnen und Schüler für die Trainingstage freigestellt hat, sogar die Lehrerin durfte bei einem Termin dabei sein. In anderen Schulen war das wesentlich schwieriger. Da hatte ich mir mehr erhofft", beschreibt er seine Erfahrungen.

Lokalredakteur im Selbstversuch

Viel öffentliche Resonanz bekam das Buddy-Sportabzeichen in Konstanz auch, weil Ingo Feiertag, Lokalredakteur des Südkuriers und begeisterter Sportler, gemeinsam mit der blinden Manuela Pruss als Buddy-Team an den Start ging.

„Es war interessant, die beiden zu beobachten", sagt Uli Schiepe. „Zum Deutschen Sportabzeichen gehört ja auch der Nachweis der Schwimmfähigkeit, und für jemand der blind ist, ist es gar nicht so leicht, die Bahn zu halten. Im Schwimmbad hat er ihr dann immer wieder zugerufen, was sie machen soll, um möglichst schnell ins Ziel zu kommen: 'Jetzt wieder ein bisschen mehr links, dann geradeaus', das hat wirklich gut funktioniert und steht beispielhaft für das Buddy-Sportabzeichen-Projekt.“

Uli Schiepe selbst war, nachdem er mit 62 Jahren in Rente ging, unermüdlich für die gute Sache im Einsatz. In Afrika hat er bei der Diagnostik und Therapieüberwachung von Aids-Kranken geholfen. In Marburg hat er als Ehrenamts-Lotse Menschen beraten, die sich ehrenamtlich engagieren wollten. Er hat auch Projekte wie z.B. „Jung hilft Alt am PC" umgesetzt.

Den Sportwettkampf für das Buddy-Sportabzeichen in Konstanz hat Uli Schiepe von Anfang an bis ins kleinste Detail durchgeplant. Je nach Behinderung wurden die Sportlerinnen und Sportler als Buddy-Paare in insgesamt fünf verschiedene Gruppen eingeteilt. Für jede Gruppe wurde eine Mappe mit den Wettkampflisten und den Leistungstabellen erstellt. Jede Gruppe erhielt einen Riegenführer, der in die Wettkampflisten seiner Mappe die abgenommenen Leistungen eingetragen hat.

Der erste Termin am 25. Juni war dafür da, in den Sportabzeichen-Disziplinen Ausdauer, Koordination, Kraft und Schnelligkeit für alle die passende Übung zu finden. An den folgenden beiden Dienstagen wurde gezielt trainiert und die besten Werte in die Wettkampflisten eingetragen. Dazwischen gab es in der Mittagspause von 12 bis 14 Uhr einen kostenlosen Imbiss.

Auch beim letzten Termin am 16. Juli hatten die Sportlerinnen und Sportler vormittags noch die Chance, Sportabzeichen-Prüfungen abzulegen, bevor die Mission Buddy-Sportabzeichen ab 14 Uhr mit einem Sportfest zu Ende ging. Jeder Teilnehmer bekam die Buddy-Sport-Abzeichen-Urkunde, eine Medaille und wenn er die Leistungen für das Deutsche Sport-Abzeichen geschafft hatte, auch noch die Urkunde zum Deutschen Sportabzeichen mit Anstecknadel.

Fast alle haben neben dem Buddy-Sportabzeichen auch das Deutsche Sportabzeichen des DOSB geschafft – egal ob mit oder ohne Behinderung. Aber noch schöner war es für sie, beim Buddy-Sportabzeichen ein gemeinsames Ziel zu verfolgen und neue Kontakte zu knüpfen.

(Quelle: wirkhaus.berlin)


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    Gruppenfoto der 42 Teilnehmenden. Die Menschen stehen, sitzen und liegen auf einer Tartanbahn.
  • Zwei Buddy-Teams auf Erfolgskurs (Foto: Fred Thomas)
    Zwei Buddy-Teams auf Erfolgskurs (Foto: Fred Thomas)
  • Das Buddy-Sportabzeichen in Konstanz war für alle ein großer Erfolg. (v.l.: Uli Schiepe, Buddy Juliane Winter mit Buddy-Urkunde und Medaille, Stadtrat Roland Wallisch und Oswald Ammon, Behindertenbeauftragter des Kreises Konstanz mit seinen Goldmedaillen der Para-Meisterschaften im Speerwerfen und Kugelstoßen) (Foto: Fred Thomas)
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