Regionale Netzwerker/innen sollen Barrieren einreißen

Menschen mit Behinderungen in Rheinland-Pfalz – und dort insbesondere im ländlichen Raum – den Weg ins aktive Sport- und Vereinsgeschehen ermöglichen – darum geht es beim neuen Sport-Inklusionslotsen-Projekt, das der Landessportbund mit der rheinland-pfälzischen Steuerungsgruppe Inklusion und den drei regionalen Sportbünden am Donnerstag im Weiterbildungszentrum Ingelheim der Öffentlichkeit präsentierte.

Eine Gruppe von Menschen steht vor zwei Roll-Ups. Eine Person ist kleinwüchsig und eine Person sitzt im Rollstuhl. Auf den Roll-Ups sind Logos zu sehen und der Schriftzug "Inklusion im Sport".
Treiben die Inklusion im Sport voran (v.l.): Theresa Windorf (DOSB-Projektreferentin), Olaf Röttig (Geschäftsführer BSV RLP), Laura Trautmann (LSB-Referentin Inklusion), Mathias Mester (Projekt-Pate), Katharina Pape (LSB-Sport-Inklusionsmanagerin), Matthias Rösch (Landesbehindertenbeauftragter), Michael Bergweiler (Geschäftsführer SO RLP), Nicole Muth (Vizepräsidentin Sportbund Rheinhessen) und Johannes Bildhauer (Vorsitzender Gehörlosen-Sportverband RLP). Foto: M. Heinze

Die Steuerungsgruppe setzt sich zusammen aus LSB, Behinderten- und Rehabilitationssportverband Rheinland-Pfalz (BSV RLP), Special Olympics Rheinland-Pfalz (SO RLP) sowie Gehörlosen-Sportverband Rheinland-Pfalz. Hauptziel des Projekts ist es, insgesamt 14 Lotsen zu installieren, die für ihre Arbeit honoriert werden – und zwar flächendeckend. „Als Lotse ist man ein Inklusionsheld“, sagt Sport-Inklusionsmanagerin Katharina Pape. „Man unterstützt Sportvereine dabei, Angebote umzusetzen und sich für das Thema stark zu machen.“ Mit Hilfe der Lotsen können Menschen mit Behinderung aktiv am Vereinsleben in ihrer Lieblingssportart teilnehmen. Bewerben kann man sich bis 5. April. Anschließend werden die Lotsen ausgewählt, in drei Schulungen qualifiziert und in die regionalen Netzwerke eingebunden. Dort sollen bessere Verknüpfungen entstehen und so Berührungsängste abgebaut werden. Anfang nächsten Jahres sollen die Lotsen ihre Arbeit aufnehmen. Das Projekt läuft bis 31. Dezember 2021. „Dann sollte es so sein, dass die Strukturen geschaffen sind und es im Idealfall ein Selbstläufer wird“, so Christoph Palm, Sprecher der LSB-Geschäftsführung. Die „Aktion Mensch“ finanziert das Programm über diesen Zeitraum mit knapp 200.000 Euro.

„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Sportvereine nicht inklusiv genug sind“, macht Pape deutlich. „Wir brauchen Menschen, die wirklich vor Ort und dort Ansprechpartner für die Vereine und betroffene Menschen mit Behinderung sind.“ Das Besondere sei, dass man vor der ehrenamtlichen Arbeit wegkommen wolle. Damit die Lotsen („Menschen, die selbst betroffen sind oder die Angehörige haben, die betroffen sind“) auch monetäre Anerkennung und mehr Wertschätzung bekommen. „Die Lotsen bekommen von uns das Knowhow“, so Pape. „Es gibt viel Interesse an dem Projekt, wir haben schon mehr als 35 Bewerbungen bekommen – würden uns aber über weitere Bewerbungen freuen.“ LSB-Sprecher Palm erklärte, man sei „sehr überrascht über die Vielzahl der Bewerbungen – nur in der Südwestpfalz hapert es noch ein wenig“.

Gesicht des Projekts ist Mathias Mester, Paralympics-Speerwerfer von Weltklasse-Niveau und neben seinen weiten Würfen mit dem Speer auch bekannt für seine gute Laune. „Ich finde es toll, dass es jetzt so etwas gibt, weil es viele Menschen gibt, die sich einfach nicht trauen“, sagte der mehrfacher Welt- und Europameister und Silbermedaillengewinner. „Rheinland-Pfalz ist für mich Vorreiter auf Bundesebene.“ Als er einst bei der DJK Coesfeld angefangen habe, seien „die Leute schon ein wenig überfordert gewesen mit der Situation, als da ein kleinwüchsiger, frecher, lieber Junge in den Verein gekommen ist und gesagt hat, dass er gerne mit Fußballspielen möchte“. Dies sei „eine sehr große Herausforderung für den Sport“ gewesen, so der Projekt-Pate. „Für uns Sportler war es aber nie ein Problem“.

Olaf Röttig, Geschäftsführer des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes RLP, betonte stellvertretend für die Verbände in der Steuerungsgruppe, man sei „froh, dass wir gemeinsam diesen Weg gehen können. Wir wollen das gemeinsam machen, nicht gegeneinander. Denn das kann weder der LSB alleine noch die drei Behindertensportorganisationen. Wir wünschen uns, dass durch das Projekt möglichst viele Menschen zum Sport finden – unabhängig davon, ob sie behindert sind oder nicht“. In den Augen von Matthias Rösch, Landesbeauftragter für die Belange behinderter Menschen, wird Inklusion gerade auch im Bereich Freizeit, Sport und Kultur gelebt. „Einen Sportverein gibt es in jeder Gemeinde, in jedem Stadtteil – hier wird Inklusion lebendig“, so Rösch. „Aber es gibt noch viel zu viele Vorbehalte und Unwissen.“ Laut Röttig ist es „oftmals kein böser Wille, sondern Unsicherheit“. Den Vereinen „diese Ängste zu nehmen, ist ein ganz wichtiges Thema“. Das fange mit ganz profanen Fragen wie der Versicherung an. „Sobald diese Barriere der ersten Unsicherheit überwunden ist, finden sich oftmals Lösungsmöglichkeiten, von denen man ein halbes Jahr vorher noch nicht gewusst hat, dass es die überhaupt gibt.“ Die „Barrieren im Kopf“ seien häufig auch „durch Best-Practise-Beispiel“ zu überwinden. Pape bezeichnete als größte Herausforderung des Projekts neben „mentalen Hürden in den Vereinen“ auch „strukturelle Hürden“ wie bauliche Gegebenheiten – etwa fehlende Zugangsmöglichkeiten für Gehbehinderte oder Rollstuhlfahrer. „Oft sind die Vereine noch nicht offen genug, was das Umdenken anbelangt“, so die Sport-Inklusionsmanagerin.

In Röschs Augen ist das Projekt eine „großartige Möglichkeit und eine Riesenchance, den Vereinen vor Ort mit direkter und zielgenauer Kommunikation Unterstützung zu geben“. Die Inklusionslotsen könnten wertvolle Tipps in Sachen Finanzierung geben und „helfen, grundlegende Probleme zu lösen, wie man zum Sportverein kommt“. Diese sportive Vernetzung sei „eine ganz wichtige Aufgabe“. Mit Unterstützung des LSB habe man „verlässliche Strukturen“ geschaffen. Nun gelte es, „viele engagierte Lotsen zu finden“.

Quelle: LSB Rheinland-Pfalz


  • Eine Gruppe von Menschen steht vor zwei Roll-Ups. Eine Person ist kleinwüchsig und eine Person sitzt im Rollstuhl. Auf den Roll-Ups sind Logos zu sehen und der Schriftzug "Inklusion im Sport".
    Eine Gruppe von Menschen steht vor zwei Roll-Ups. Eine Person ist kleinwüchsig und eine Person sitzt im Rollstuhl. Auf den Roll-Ups sind Logos zu sehen und der Schriftzug "Inklusion im Sport".

News Suchergebnisse

Kein Deutsches Olympisches Jugendlager in Beijing2022
Auch bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking wird es vor Ort kein Deutsches Olympisches…
15.10.2021
Das Deutsche Olympische Jugendlager 2020 ist zu Ende
Was bleibt, sind einzigartige Erinnerungen für die Teilnehmenden und das Leitungsteam, trotz der…
13.08.2021
DOJL 2020 - Einzigartig in jeder Hinsicht
Das Deutsche Olympische Jugendlager 2020 ist zu Ende. Was bleibt, sind einzigartige Erinnerungen für…
09.08.2021
Tage 7 und 8: Stand-Up Paddling, Silber-Regen, Karaoke…
Nachhaltigkeit als Thema der Olympischen Spiele
06.08.2021
Tage 5 und 6: Digitaler Austausch und die Olympische…
Das Olympische Jugendlager ist im vollen Gange! Nach bereits vier ereignisreichen Tagen startete am…
04.08.2021
Tage 3 und 4: Japan-Stimmung und Empfang des Team D
Die japanische Kultur kennenlernen? Das geht nicht nur vor Ort in Tokio sondern auch in Frankfurt!…
02.08.2021
DOJL 2020 - Tag 2: Was ist eigentlich dieses Olympia?
Nach der Anreise und dem Kennenlernen am ersten Tag, starteten wir am zweiten Tag im Deutschen…
31.07.2021
Deutsches Olympisches Jugendlager startet in Frankfurt
Am heutigen Donnerstag, 29. Juli, startet das Deutsche Olympische Jugendlager (DOJL) 2020 in…
29.07.2021
Deutsches Olympisches Jugendlager Tokio 2020
43 Teilnehmer*innen des Deutschen Olympischen Jugendlagers (DOJL) trafen sich vom 28. bis 30. Mai…
05.07.2021
Deutsches Olympisches Jugendlager Peking 2022
Junge Nachwuchsleistungssportler*innen und ehrenamtlich Engagierte können sich bis 8. August 2021…
02.06.2021
Nach Zuschauer-Entscheidung: Alternative für…
Umsetzung einer hybriden Veranstaltung für die ausgewählten Teilnehmer*innen des Deutschen…
01.04.2021
Digitaler Startschuss für das DOJL 2021
Teilnehmer*innen des Olympischen Jugendlagers in Tokio kamen am 15. Dezember 2020 bei einem ersten…
25.01.2021
Vereinbarung für Jugendlager in Tokio unterschrieben
Das bilaterale Deutsche Olympische Jugendlager (DOJL) mit je 50 deutschen und japanischen…
28.07.2020
Olympisches Jugendlager auf 2021 verschoben
Analog zu den Olympischen Spielen wird auch das Deutsche Olympische Jugendlager (DOJL) in das Jahr…
31.03.2020
Tokio 2020 hautnah erleben
Zu den Olympischen Spielen in Tokio vom 24. Juli bis 9. August 2020 wird es auch wieder ein…
22.08.2019
Deutsches Olympisches Jugendlager Tokio 2020
Bewirb dich für eine Position im Leitungsteam für das Deutsche Olympische Jugendlager 2020 in Tokio!
19.06.2019
DOJL schlägt nachhaltige Brücken nach Korea
Im hochsommerlichen Frankfurt erlebte das Deutsche Olympische Jugendlager (DOJL) gestern eine…
26.07.2018
DOJL: Wiedersehen in Nürnberg
31 Teilnehmende und neun Betreuer des Deutschen Olympischen Jugendlagers von PyeongChang trafen sich…
29.05.2018
DOJL: Eine unvergessliche Zeit in Südkorea
Das Deutsche Olympische Jugendlager 2018 ist zu Ende gegangen. Vergangene Woche verabschiedeten sich…
26.02.2018
DOJL: Grenzerfahrung in Korea
Das Deutsche Olympische Jugendlager besuchte die Demilitarisierte Zone (DMZ) zwischen Nord- und…
20.02.2018
Datum News
08.05.2024 Drittes Vorbereitungstreffen für das Olympische Jugendlager 2024 Weiterlesen
10.11.2023 Zweites Vorbereitungstreffen für das Olympische Jugendlager 2024 Weiterlesen
05.07.2023 Ausschreibung für das Deutsch-Französische Olympische Jugendlager Paris 2024 Weiterlesen
05.09.2022 Faszination für das Olympische Jugendlager auch nach 34 Jahren ungebrochen Weiterlesen
25.05.2022 Wiedersehen in München Weiterlesen
18.02.2022 Viele tolle Momente trotz eines verkürzten Jugendlagers Weiterlesen
18.02.2022 Von Wushu über eine Olympiasiegerin bis Human Rights Watch Weiterlesen
10.02.2022 Virtuelle Fortführung: Digitales Programm des DOJL Weiterlesen
09.02.2022 Ende des Jugendlagers in Bischofsgrün - Fortführung in digitaler Form Weiterlesen
08.02.2022 DOJL 2022: Programm am Dienstag 8. Februar Weiterlesen
07.02.2022 DOJL 2022: Programm am Montag 7. Februar Weiterlesen
06.02.2022 DOJL: Treffen mit DOSB-Präsidiumsmitgliedern Weiterlesen
06.02.2022 DOJL 2022: Programm am Sonntag 6. Februar Weiterlesen
03.02.2022 DOJL 2022: Programm am Samstag 5. Februar Weiterlesen
03.02.2022 DOJL 2022: Programm am Freitag 4. Februar Weiterlesen
03.02.2022 DOJL 2022: Programm am Donnerstag 3. Februar Weiterlesen
02.02.2022 Bayern statt Peking Weiterlesen
21.12.2021 DOJL 2022: Die Vorbereitung geht in die heiße Phase Weiterlesen
07.12.2021 DOJL 2022: Der Veranstaltungsort steht fest  Weiterlesen
22.11.2021 Erstes Arbeitsreffen des Leitungsteams Weiterlesen