In einigen Fußballspielen im Ruhrgebiet setzen die Schiedsrichter neben ihrer Pfeife auch eine Fahne ein. Mehr Aufwand als diese zusätzliche Fahne ist nämlich nicht nötig, um die Fußballmannschaft des Gehörlosen-Turn- und Sportvereins Essen in der Kreisliga C in den regulären Spielbetrieb aufzunehmen. Die Mannschaft besteht ausschließlich aus gehörlosen Fußballern und nimmt erstmalig seit der Saison 2015 am regulären Spielbetrieb teil. Weil die übliche Pfeife also von einer Mannschaft auf dem Platz nicht gehört werden kann, freut man sich über die Bereitschaft der Schiedsrichter auch die Fahne, die von allen gesehen werden kann, zusätzlich einzusetzen.
Im Gehörlosensport ist die Fußballmannschaft des GTSV Essen bereits lang gefürchtet. 2011, 2012 und 2014 sind sie Deutscher Meister geworden und haben insgesamt aktuell drei Nationalspieler in der Mannschaft, die im Juni 2015 an der Fußball-Europameisterschaft der Gehörlosen in Hannover teilgenommen haben.
In Essen ist das Team des GTSV bisher wenig bekannt. Die gehörlosen Fußballer freuen sich schon darauf, dies in naher Zukunft zu ändern. Sie wollen ein Zeichen setzen und beweisen, dass auch sie kicken können. Zu den Motiven für diesen Schritt gehört auch der Inklusionsgedanke. Die Spieler möchten sich mit hörenden Fußballmannschaften messen und damit möglicherweise eine Vorreiterrolle für andere Gehörlosen-Fußballteams anbieten.
Zum Schritt auf unbekanntes Terrain gehört auch, dass es der GTSV Essen erstmals mit einem hörenden Trainergespann versucht, das zumindest bisher nicht über Gebärdensprachkenntnisse verfügt. Diese Situation stellt für Trainer und Spieler eine große Herausforderung dar, die beide Seiten mit Engagement und Optimismus angehen.
Bisher war es schon immer so, dass fast alle gehörlosen Fußballer zweigleisig gefahren sind. Samstags Gehörlosenfußball, sonntags regulärer Spielbetrieb als Einzelner mit hörenden Fußballern. Die Umstellung ist also nicht groß. Das Besondere ist das gemeinsame Bestreben, sich im hörenden Fußball zu etablieren. Die Chancen dafür stehen gut. Der Verband hat den Schritt des GTSV Essen unterstützt, die Vereine reagieren positiv.
Inklusion ist immer eine Sache von Gegenseitigkeit, und gelingt in diesem Fußball Beispiel erfreulich einfach.